Es hat sich bewährt, einer neuen Gesprächsgruppe zu Beginn nicht nur eine Orientierung über den zeitlichen Ablauf, sondern auch ein paar Leitlinien für das allgemeine Gesprächsverhalten an die Hand zu geben. Die konstruktive und angenehme Gesprächsatmosphäre, die Sokratische Gespräche auszeichnet, kommt nicht von alleine. Nur wenn ich als Teilnehmer eine Idee der ganzen Sache habe, kann ich dazu auch beitragen. Und für den Moderator/die Moderatorin gilt: Je klarer die Gesprächsregeln schon zu Beginn genannt und erläutert worden sind, desto leichter wird es sein, später in evtl. auftretenden heiklen Gesprächsphasen (im Sinne einer heiklen Gruppendynamik) auf diese Regeln zu verweisen.
Eine Möglichkeit ist die Präsentation mit vorbereiteten (zuvor beschrifteten) Moderationskarten. Starten kann man mit den 3 Hauptpunkten eines ‚Sokratischen Gesprächsgeistes‘ und dann nach und nach mit kurzer Erläuterung die restlichen Kärtchen anpinnen. Die entstehende Visualisierung sollte an gut sichtbarer Stelle im Raum aufgehängt werden, so kann jeder immer wieder mal draufschauen und sich innerlich damit beschäftigen, vielleicht einen Gedanken mit in die Pause nehmen …
Die Zusatzkärtchen sagen aus, wie sich die recht abstrakte Regel des Selbstdenkens im konkreten Verhalten äußern kann:
Im Idealfall haben die TeilnehmerInnen Zwischenfragen (immer gut!), dann kann die Erläuterung gleich passend zur Gruppe zugeschnitten werden. Es mag im Sinne der Klarheit sinnvoll sein, je Hauptpunkt nur 3-4 der Zusatzkärtchen zu hängen, sonst wird es unübersichtlich. Im folgenden Bild sind drei Detailpunkte zum ‚gemeinsam denken‘ allerdings nochmals konkretisiert. Aus der Erfahrung scheint mir das sinnvoll, da gruppendynamische Klippen im Gesprächsverlauf sich meist in diesem ‚gemeinsam denken‘-Teil der Regellandschaft ergeben.
Falls der Moderator/die Moderatorin im Laufe des Gesprächs den Eindruck hat, diese oder jene Regel sollte nochmals betont oder für die individuelle Gruppe so oder so konkretisiert werden, können weitere Karten dazugehängt werden; das kann man zu Beginn einer Sitzung dann kurz entsprechend anmoderieren, zum Beispiel:
Es gibt sicher Gruppen, wo ein solcher Hinweis auf das ‚ausreden lassen‘ unnötig, ja deplatziert wäre. Bei anderen mag es hilfreich sein.
Auch in den sog. ‚Metagesprächen‚, wo alle TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben, ihre persönliche Befindlichkeit mit der Gruppe und mit dem Verhalten der Anderen zu äußern, kann sich ein Wunsch ergeben, wie miteinander im Gespräch noch besser umgegangen werden sollte – das kann dann mit einem zusätzlichen Kärtchen, immer hübsch im Geiste von Konsens und guter Verständigung, gemeinsam festgehalten werden.
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