Nicht nur im Dialog mit anderen – es kann auch vorkommen, dass man einmal alleine und ganz für sich selbst über etwas nachdenkt. Schon erlebt? Vielleicht hat man auch eine Form der Verschriftlichung für sich gefunden, sei es als Gedankenjournal oder in themensortierten Dateien. Kann man ein solches Alleinedenken eigentlich ‚sokratisch‘ nennen? Oder fragen wir so: Welche Kriterien müsste ein solches Denken/Schreiben denn erfüllen, dass wir es ‚sokratisch‘ nennen im Sinne unserer Sokratischen Gespräche?
Die Ähnlichkeiten liegen auf der Hand: Auch alleine mit uns haben wir allgemeine Fragen, die wir beantworten wollen. Oder wir finden uns in einer konkreten schwierigen Situation oder vor einem Vorhaben, an dem uns etwas unklar ist. Oder wir stolpern, vielleicht bei einem Spaziergang im Wald, plötzlich über einen Begriff, den wir bis eben noch verwendet haben im inneren Formulieren, dessen genaue Bedeutung uns aber mit einem Mal gar nicht mehr so klar ist.
Solches Alleinedenken könnte man nun einem antiken Topos gemäß als Zwiegespräch der Seele mit sich selbst betrachten, dass uns dies aber weder die bevorzugte Form sein soll noch ein Gespräch im wörtlichen Sinne ist mit all seinem spezifischen Reichtum versteht sich von selbst.
Versuchen wir es des Experimentes halber einmal so: Wir nehmen bekannte Kriterien/Regeln/Elemente für ein gelingendes Sokratisches Gespräch und streichen aus der Formulierung alle Elemente, für die andere Menschen erforderlich wären. Was bleibt übrig? Was davon könnte als Leitlinie eines (schreibenden) Alleinedenkens dienen und dieses verbessern, fruchtbarer machen?
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